Selbstporträt Ida Sofia Maly, 1928–1930
Zwischen den Geschlechterrollen
In der Zwischenkriegszeit wurden nicht zuletzt in der Kunst traditionelle Frauenbilder aufgebrochen. Ida Maly, die als Künstlerin unkonventionell und emanzipiert lebte, stellte sich in ihrem Selbstporträt als Garçonne, eine knabenhaft wirkende Frau, dar. Ein Charakteristikum ihrer Arbeiten ist der Bruch mit gesellschaftlich bestimmten Rollenklischees und die Aufhebung einer typisch weiblichen und männlichen Geschlechtsidentität.
Aquarell auf Papier
21,2 × 28,4 cm
Graz Museum
Die Künstlerin Ida Maly
Ida Maly (1894–1941), ausgebildet in Graz und Wien, war ab 1918 in München als moderne Frau Teil der Kunst-Bohème und lebte nach den Werten der Emanzipation und Gleichberechtigung. Nach Aufenthalten in Berlin und Paris kehrte sie 1928 nach Graz zurück und experimentierte als eine der wenigen Künstler/-innen in Graz mit Abstraktion. Aufgrund psychischer Probleme wurde sie in die Psychiatrie, den „Feldhof“, eingewiesen. Dort schuf sie surreale Werke, die oftmals der „zustandsgebundenen Kunst“ zugerechnet werden. 1941 wurde Maly in die NS-Vernichtungsanstalt Schloss Hartheim in Oberösterreich gebracht und im Rahmen des „Euthanasieprogramms“ ermordet. Als Künstlerin lange Zeit vergessen, ist sie seit den späten 1990er-Jahren als wichtige Vertreterin moderner Kunst in Österreich anerkannt.