Briefmarke Otto Loewi / Briefmarke Victor Franz Hess Unbekannt, 1973 / 1983

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Voriges Objekt Abdullah Javer

Die vertriebenen Nobelpreisträger

Otto Loewi (1873 – 1961, 1936 Nobelpreis für Medizin), Viktor Franz Hess (1883 – 1964, 1936 Nobelpreis für Physik) und Erwin Schrödinger (1887 – 1961, 1933 Nobelpreis für Physik) wurden von den Nationalsozialist*innen unmittelbar nach dem „Anschluss“ als Ordinarien der Karl-Franzens-Universität Graz ihrer Professuren enthoben, verhaftet (O. Loewi), entlassen und noch 1938 aus Österreich vertrieben: Otto Loewi als Jude, Viktor Franz Hess als „jüdisch beeinflußt “ (durch seine Gattin) sowie als „Gegner des Nationalsozialismus“ und Erwin Schrödinger als „semitophil“ und politisch unzuverlässig.

Leihgeber: Graz Museum / Oesterreichische Nationalbank Wien
Graz Museum / Oesterreichische Nationalbank Wien

Otto Loewi (1873–1961)

Otto Loewi war ein berühmter Pharmakologe, der ab 1909 einen Lehrstuhl in Graz innehatte. Seine Forschungen zu Stoffwechselerkrankungen und zum menschlichen Nervensystem waren bahnbrechend. 1936 erhielt er zusammen mit Henry H. Dale für die Entdeckungen bei der „chemischen Übertragung der Nervenimpulse“ den Nobelpreis für Medizin. Nach dem „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich 1938 wurde Loewi verhaftet und gegen ihn ein Berufsverbot verhängt. Nach seiner Freilassung entschied er sich zu emigrieren, musste dafür aber unter Druck der Nazis, die seiner Frau die Ausreise verboten hatten, Familienbesitz veräußern und das erhaltene Preisgeld für den Nobelpreis an die Nationalsozialist/-innen überweisen. 1939 folgte Loewi dem Ruf der New Yorker Universität, wo er am 15. Dezember 1961 starb.

Victor Franz Hess (1883–1964)

Victor Franz Hess war ein österreichischer Physiker, der nach Kindheit und Studium in Graz 1919 an die Universität Graz berufen wurde. Er erhielt für seine Entdeckung der kosmischen Strahlung, auf die er bereits 1912 das erste Mal gestoßen war, 1936 den Nobelpreis für Physik. In Wien forschte Hess zu Radioaktivität und Luftelektrizität. Ab 1931 leitete er das neuentstandene Institut für Strahlenforschung an der Universität Innsbruck, wo er schließlich die kosmische Strahlung beobachte. 1937 wurde Hess neulich an die Universität Graz berufen. Als aktiver Katholik und kosmopolitisch denkender Mensch lehnte er den Nationalsozialismus ab und emigrierte nach der NS-Machtergreifung und seiner fristlosen Entlassung nach New York, wo er seine Forschungen fortsetzte und am 17. Dezember 1964 starb.

Erwin Schrödinger (1887–1961)

Erwin Schrödinger war ein österreichischer Physiker und Wissenschaftstheoretiker, der 1936 an die Universität Graz berufen wurde. Für seine „Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie“ erhielt er gemeinsam mit Paul Dirac 1933 den Nobelpreis für Physik. Ab 1922 als Professor für Theoretische Physik in Zürich tätig, formulierte er dort die nach ihm benannte Schrödinger-Gleichung – damit begründete er die Wellenmechanik als Teil der Quantenmechanik. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde Schrödinger, der dem Nationalsozialismus grundlegend ablehnend gegenüberstand, mit Berufsverbot belegt. Er emigrierte nach Großbritannien. 1956 kehrte er nach Wien zurück und lehrte bis zu seinem Tod am 4. Jänner 1961 am Institut für Theoretische Physik der Universität Wien.