Briefe an die Eltern Herbert Eichholzer, Wien, 03. 05. 1942 und 12. 08. 1942

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Voriges Objekt Porträtbüste Vinzenz Muchitsch

Briefe aus der Todeszelle

Der Grazer Architekt Herbert Eichholzer (1903–1943) floh aus politischen Gründen am 13. März 1938 aus Graz. Im Frühjahr 1940 kehrte er im Auftrag der Kommunistischen Partei Österreichs aus der Türkei zurück, um den Widerstand in Graz und Wien zu koordinieren und die Verbindungen mit der Auslandsleitung der KPÖ wiederherzustellen. Am 2. Februar 1941 wurde er verhaftet und vom Volksgerichthof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. Aus seiner Zeit in der Haft sind zahlreiche Briefe erhalten.

Bleistift auf Papier und Schreibmaschine auf Papier
Graz Museum

© GrazMuseum

Herbert Eichholzer

In den 1920er-Jahren hatte Herbert Eichholzer (1903–1943) als junger moderner Architekt einige Erfolge sowie größere Aufträge zu verzeichnen. 1932 wurde er Mitglied der Grazer Sezession. In den 1930er-Jahren erhielt er die silberne Medaille der Stadt Graz, 1935 die Medaille der Brüsseler Weltausstellung sowie den Österreichischen Staatspreis. 1937 wurde nach seinen Plänen die Villa Albrecher-Leskoschek in der Hilmteichstraße errichtet – mit Möbeln von Josef Frank eingerichtet und mit einem großen Wandgemälde, „Allegorie der Freunde“, des Künstlers Axl Leskoschek ausgestattet. Dieses moderne Gesamtkunstwerk diente linken Künstler*innen und Intellektuellen als Treffpunkt des politischen Widerstands in der NS-Zeit.

Widerstand gegen Diktaturen

Herbert Eichholzer war bereits als Student für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei aktiv. Als Mitglied des Republikanischen Schutzbundes beteiligte er sich 1934 an den Februarkämpfen gegen die „Ständestaat“-Diktatur und wurde verhaftet. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland floh er über die Schweiz nach Paris, wo er dann als Mitglied der Kommunistischen Partei Flüchtlinge aus Österreich unterstützte. Im April 1940 kehrte er nach Graz zurück und arbeitete im Widerstand (u. a. am illegalen Grenzverkehr nach Zagreb). Auch als Soldat der Wehrmacht verfasste er Flugblätter, um etwa über die Morde an psychisch Kranken im sogenannten „Euthanasieprogramm“ aufzuklären. Im Februar 1941 wurde er verhaftet und im Jänner 1943 wegen Hochverrats hingerichtet.