Schattenobjekt Uhrturm (Modell) Markus Wilfling, 2003 (2016)
Ein Schatten der Vergangenheit?
2003 war Graz die Kulturhauptstadt Europas. Eines der eingängigsten Kunstprojekte war das „Schattenobjekt Uhrturm“ von Markus Wilfling. Der Künstler verdoppelte den Uhrturm durch einen objekthaften, im Blau des Himmels paradox erscheinenden schwarzen Schatten. Seit damals scheint das Wahrzeichen von Graz verändert, hat sich der materialisierte Schatten quasi als Nachbild in das Gedächtnis eingeprägt. Auch die vom Künstler gar nicht beabsichtigte Deutung als „Schatten der Vergangenheit“ schwingt weiter, nachdem das Mahnmal ausgerechnet in der Shoppingcity einer Umlandgemeinde „entsorgt“ wurde.
3D-Druck, Kunststoff
24 × 40 × 30 cm
Graz Museum / Foto: Lena Prehal
Verfremdungen im Raum
Markus Wilfling (*1966) fordert mit seinen Arbeiten die Wahrnehmung der Betrachter*innen heraus. Verfremdungen des Raumes, der Perspektiven oder der Erscheinungsform von Gebrauchsgegenständen sind seine charakteristischen Strategien. Die Wahrnehmungsmuster werden bevorzugt dort irritiert, wo sie automatisiert sind: im alltäglichen Umfeld. Dabei ist der öffentliche Raum ein ideales Betätigungsfeld für den Künstler. Ende der 1990er-Jahre trat Wilfling mit Schattenobjekten in Erscheinung. Alltagsobjekte wie Kleiderständer werden mit ihren schwarzen Doppelgängern, materialisierten Schatten, in Szene gesetzt und wecken auf neue Weise, oftmals erst auf den zweiten Blick die Aufmerksamkeit der Betrachter*innen. Der Uhrturmschatten stellte den breitenwirksamen Höhepunkt dieser Werkgruppe dar.