Britische Besatzer am Hauptplatz Eugen Hauber, 1945–1955
Die zweite Besatzungsmacht
Graz war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst von sowjetischen Truppen besetzt. Im Juli 1945 übernahmen britische Truppen nach Inkrafttreten des Kontroll- und Zonenabkommens der Alliierten die Steiermark. Im Grazer Rathaus bezog das britische Hauptquartier Stellung. Mit den Truppen kamen auch die kulturellen Einrichtungen (Konzerte, Filmvorführungen, Radio) und ein westliches Konsumangebot („NAAFI-Shops“). Die wichtigsten Anliegen waren der Aufbau von Verwaltungsstrukturen, die Versorgung mit dem Notwendigsten, die Verfolgung ehemaliger Nationalsozialist/-innen und die Aufklärung ihrer Verbrechen.
SW-Fotografie
13 × 17,5 cm
Graz Museum
Die Entnazifizierung der Steiermark
Die Grafik zu den britischen Militärgerichtsprozessen zeigt die statistische Auswertung der Entnazifizierung. Die Briten betrieben neben der Sicherstellung der Landes- und Besatzungszonengrenzen ab Oktober 1945 eine tiefergehende Entnazifizierung (in Exekutive, Verwaltung, Justiz) sowie die justizielle Verfolgung hochrangiger NS-Funktionäre und Aufklärung von NS-Kriegsverbrechen (v. a. „Todesmärsche“ der ungarischen Juden) in der Steiermark. Da die meisten Richter, Staats- und Rechtsanwälte der NSDAP angehört hatten, übten die Briten Justizkontrolle aus (Beaufsichtigung und Überprüfung von Prozessen, Abänderung von Urteilen). Im April 1948 endete die Entnazifizierung in Österreich durch die im Nationalrat beschlossene „Minderbelastetenamnestie“: rund 500.000 Personen wurden rehabilitiert.