Trassenvarianten der Pyhrn-Autobahn durch Graz MVD Austria / Graz Museum, 2019
Die autogerechte Murvorstadt
Eine Autobahn über die Mur, quer durch ein Wohngebiet oder durch den Plabutsch? Das explosionsartige Wachstum des innerstädtischen Autoverkehrs stellte Graz ab den 1950er-Jahren vor große Herausforderungen. Hinzu kam der Verkehr durch die nach Norden strömenden „Gastarbeiter*innen“ aus Jugoslawien. 1970 beschloss der Gemeinderat unter dem sozialdemokratischen Bürgermeister Gustav Scherbaum, die Strecke durch Graz als eine Unterflurtrasse durch die Arbeiterwohngebiete im Westen zu führen. Eine Bürgerinitiative bildete sich, das Projekt Stadtautobahn wurde verhindert. Als Ersatz wurde 1987 der Plabutschtunnel eröffnet.
Papiercollage, Quellen: Stadtvermessungsamt, 2015; Freytag-Berndt, um 1970; Neue Zeit, 15. Mai 1970; Kleine Zeitung, 16. Mai 1970
Maßstab 1 : 7500
Leihgeber: MVD Austria / Graz Museum
MVD Austria / Graz Museum
Ein Erfolg direkter Demokratie
Die wachsende Motorisierung der Bevölkerung und eine autogerechte Stadt galten in den 1970er-Jahren als Zeichen des Wohlstands und als modern. Politik und Wirtschaft entschieden ohne die Grazer*innen: Die geplante Grazer Autobahn, zur Entlastung von Durchzugs- und Stadtverkehr, sollte direkt durch Siedlungen führen und Wohnhäuser von rund 1000 Bewohner*innen abgerissen werden. Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Verkehrs- und Kosteneffizienz standen über Fragen des Umweltschutzes und der Lebensqualität.
Durch die Formierung einer Bürgerinitiative bekamen Lärmschutz, Emissionen und Umweltbelastung eine höhere Gewichtung. Der Plabutschtunnel mit der Einfahrt Webling war die teuerste, aber im Gesamtsystem beste Lösung und erhielt 1975 im Zuge einer Volksabstimmung eine eindeutige Zustimmung.