Mahnzeichen 1938/83 Fedo Ertl, 1983
Bausteinaktion gegen das Vergessen
Mit der Aufdeckung einer Mauer mit originalen Ziegeln der im Novemberpogrom zerstörten Grazer Synagoge hat Fedo Ertl den Boden für die Wiedererrichtung der Synagoge unter Bürgermeister Alfred Stingl im Jahr 2000 bereitet. Die Ziegel wurden abgetragen, gemeinsam mit Schüler*innen der HTL Ortweinschule gereinigt und beim Bau der neuen Synagoge wiederverwendet. Fedo Ertl gelang es als einem der Ersten, mittels Kunst der Opfer des NS-Terrors zu gedenken und das Fehlen der öffentlichen Trauerarbeit zu thematisieren.
Metall, graviert
38 × 80 cm
Graz Museum
Kunst als Gesprächsbasis
Der Grazer Künstler Fedo Ertl (1952–2014) zählt zu den ersten gesellschaftspolitischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich in ihren Werken der Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen widmeten. Aus Eigeninitiative schuf Ertl das als Mahnmal einzigartige „Mahnzeichen 1938/83“. Sein konkretes Ziel war es, mit den Mitteln der Kunst eine Diskussion, konkret über die Wiedererrichtung einer Synagoge in Graz, anzuregen. Für dieses Anliegen bemühte sich der Künstler, die jüdische Gemeinde als Mitstreiter zu gewinnen. Deren Reaktion war zunächst zurückhaltend: Zu groß waren die Befürchtungen, dass es bei einem öffentlichen Kunstprojekt zu antisemitischen Aktionen kommen könne.
Fedo Ertl recherchierte den Verbleib der Ziegel der 1938 brutal zerstörten Synagoge: 1939 wurden damit eine Mauer sowie eine Garage in der Alberstraße errichtet. Als Kunstinstallation legte Ertl einen Teil dieses Mauerwerks – eine Schicht des Vergessens – frei und brachte eine Metalltafel an, um die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Ziegel zu informieren. In dieser wenig provokanten, aber eindeutigen Gestik schuf er ein einzigartiges temporäres Mahnmal und setzte erfolgreich die Initiative zum Neubau der Synagoge.