Lehrplan des Mädchenlyzeums 1901
Chancengleichheit durch Bildung
1873 nahm das sechsklassige Mädchenlyzeum als erstes dieser Art innerhalb der Donaumonarchie seine Arbeit auf. Im Lehrplan wurde der Schwerpunkt bewusst auf eine humanistische Ausbildung gelegt. Dennoch lieferte das Lyzeum Anlass für gesellschaftliche Diskussionen, eine Anerkennung der Ausbildung für Universitätsstudien blieb erschwert. Erst ab 1897 durften Absolventinnen als außerordentliche Hörerinnen an Universitäten studieren, 1912 erfolgte die Gleichstellung mit den Knabengymnasien. Zwischen 1876 und 1938 war die Schule in der Sackstraße 18, dem Gebäude des heutigen GrazMuseums, untergebracht.
Tinte auf Papier
34 × 21 cm
Leihgeber: Stadtarchiv Graz
Stadtarchiv Graz
Mädchenunterricht im Palais Khuenburg
1873 begannen 74 Schülerinnen aus wohlhabenden Familien mit der Schulbildung im privaten Mädchenlyzeum, das ursprünglich in der Kaiserfeldgasse verortet war. Das monatliche Schulgeld war hoch. Trotzdem war die Nachfrage so groß, dass die Schule 1876 ins größere Palais Khuenburg in der Sackstraße 18 umziehen musste. 1885 wurde die private in eine öffentliche Schule umgeformt. Ab 1902 konnten die Absolventinnen als Externe an einem Knabengymnasium die Matura ablegen. 10 Jahre später erhielt das Mädchenlyzeum das „Normalstatut“ mit der Matura als Abschluss. Ab 1938 folgten Übersiedlungen ins Ursulinen- und Sacre Coeur-Kloster, nach Kriegsende 1945 ins Lichtenfelsgymnasium. 1967 wurde in der Seebachergasse ein Neubau errichtet, wo das Gymnasium bis 1978 als reine Mädchenschule geführt wurde.
Die ersten Studentinnen der Steiermark
Oktavia Rollet war eine Absolventin des Mädchenlyzeums und eine der ersten Studienabsolventinnen in Graz. Ab 1897 waren Frauen an der Philosophischen und ab 1901 an der Medizinischen Fakultät zum Studium zugelassen. An der Technischen Universität Graz konnten Frauen erst ab 1919 studieren. Oktavia Rollett, Tochter des Rektors der Grazer Universität, war im Jahr 1900 genauso wie Maria Schuhmeister eine der ersten ordentlichen Studentinnen in Graz. 1905 schloss sie ihr Medizinstudium mit Auszeichnung ab und wurde die erste praktizierende Ärztin in der Steiermark. Aigner-Rollett behandelte oftmals auch kostenlos und engagierte sich in zahlreichen Vereinen der bürgerlichen Frauenbewegung.
Ordinationsschild Dr. Oktavia Rollett
Glas, vergoldet, bemalt in Hinterglastechnik
Steiermärkisches Landesarchiv